Fledermaus-Quartiere

Hangplatz einer Mausohr-Kolonie im Dachboden | Foto: Otto Schäfer

Unsere heimischen Fledermäuse lassen sich in baum - und gebäudebewohnende Arten unterscheiden. Einige Arten besiedeln auch beide Lebensräume. Viele Fledermausarten lieben Spaltenquartiere, in welche sie reinkrabbeln und sich mit Bauch-Rücken-Kontakt reinhängen können. Dort schützen sie sich vor Licht, Nässe, Fressfeinden oder Zugluft und können außerdem lange unentdeckt bleiben. Manche Fledermausarten hängen auch frei an der Decke von Dachböden. Das ermöglicht eine genaue Zählung.

Fledermausquartiere spielen eine zentrale Rolle im Fledermausschutz, denn die Tiere verbringen dort über die Hälfte ihrer Lebenszeit. In den Quartieren wird geschlafen, geruht, Nachwuchs aufgezogen, sich verpaart, kommuniziert oder einfach nur zwischen den Nahrungsflügen verdaut.

Obwohl Fledermäuse sehr ortstreu sind und ihre Quartiere Jahr für Jahr, über mehrere Generationen hinweg aufs Neue aufsuchen, ist es für die Tiere auch wichtig, mehrere Unterschlupfmöglichkeiten zu kennen. Die Tiere besitzen ein Quartierverbundsystem und wechseln bei ungünstiger Witterung oder Störeinflüssen in eine umliegende Behausung. Wochenstubenkolonien teilen sich zuweilen in Untergruppen auf - befinden sich jedoch auch im näheren Umfeld der anderen Tiere. Dieses Phänomen kann man sowohl bei gebäude- als auch baumbewohnenden Fledermausarten beobachten.


Gebäudebewohnende Fledermäuse

An einem Gebäude können nahezu alle zugänglichen Spalten und Strukturen durch Fledermäuse besiedelt werden.

Ganz typische Fledermausquartiere sind an Plattenbauten zu finden. Die Tiere verkriechen sich dort in offene Plattenfugen, unter den Dachrandverblechungen, unter Fensterbrettern, in Dehnungsfugen, in Doppelbalkonfugen sowie im Kaltdach (Drempel). Im Zuge einer Sanierung ist es wichtig die Fülle der Quartiere, auch unter Berücksichtigung der Himmelsrichtung, zu erhalten. Eine große Quartiertradition haben Kirchen, da sie zumeist seit vielen Jahrhunderten bestehen und dementsprechend von mehreren Generationen der ortstreuen Fledermäuse aufgesucht werden. Im Dachboden können sich Tiere frei ans Gebälk hängen, während andere sich z. B. in kleine Spalten sowie Zapfenlöcher oder Anfallspunkte verkriechen. Das Gebälk im Glockenturm zählt zu den höchsten Hangplätzen und ist auch an kühlen Sommertagen warm. Die vorhandenen Schallluken fungieren meist als die einzigen Ein- und Ausflugöffnungen für die Tiere.

Im ländlichen Raum kann man außerdem noch Wohnhäuser mit Fensterläden finden, die ebenfalls von Fledermäusen aufgesucht werden können. Fassadenverkleidungen mit Holz- oder Schiefer bieten ebenfalls ideale Bedingungen für spaltenbewohnende Fledermausarten. Selbst Putzblasen an maroden Fassaden oder Innenwänden, Fugen zwischen Hohlblocksteinen oder Ziegeln im Innen- und Außenbereich bieten Versteckmöglichkeiten. Die Palette an Quartiermöglichkeiten ist groß. Doch sie ist auch gefährdet, durch Sanierungs- und Abbruchmaßnahmen. Gleichzeitig ist an der Vielfalt der Unterschlupfmöglichkeiten die hohe Anpassungsbereitschaft der Fledermäuse zu beobachten.

Typische gebäudebewohnende Fledermausarten : Breitflügelfledermaus, Graues Langohr, Kleine Hufeisennase, Zweifarbfledermaus, Mausohr, Zwerg- und Mückenfledermaus  

Typische Quartierstrukturen am Gebäude: Plattenfugen, Dachrandverblechung, Balkonfugen, Drempel, Dachboden (Zapfenlöcher, First, Schornstein, Anfallspunkte), Mauerfugen (innen wie außen), Putzblasen, Fensterläden, Holz- und Schieferverkleidung, Dächer mit Ziegel- und Schiefereindeckung, Keller mit Naturstein

Spalten im Gebälk eines Dachbodens sind unter Fledermäusen beliebt. Schwarze und weiße Stellen am Holz weisen auf die Hangplätze der Tiere hin. | Foto: Bianka Schubert
Abgeplatzter Putz im Keller eines leerstehenden Gebäudes wurde als Winterquartier eines Braunen Langohrs genutzt. | Foto: Bianka Schubert

Baumbewohnende Fledermäuse

Der Klassiker unter den Baumquartieren sind alte Spechthöhlen. Fortschreitende Fäulnis in ihrem Inneren lässt den Hohlraum immer größer werden und es entstehen Quartiere, in denen sich  Fledermäuse ganzjährig aufhalten können. Ähnliche Quartierstrukturen gibt es in Astfaulhöhlen oder in Fäulnishöhlen in Bodennähe eines Stammes. In solchen kleinen Räumlichkeiten besteht ein ganz eigenes Mikroklima – auch in Abhängigkeit von der Baumart und -dicke. Diese Faktoren sind bestimmend für den Aufenthaltszeitraum.

Die spaltenbewohnenden Fledermausarten werden vor allem in Spalten zwischen Stamm und Baumrinde, aber auch an toten Ästen fündig. Die Robinie bietet unter ihrer derben tief gefurchten Rinde ebenfalls Spaltenquartiere. Aufgeplatzte Stellen in Ast und Stamm sowie Zwiesel werden ebenfalls als Quartier genutzt.

Waldfledermäuse wechseln sehr häufig ihre Quartiere. Größere Kolonien spalten sich manchmal auf und finden dann wieder zueinander (Fission Fusion). Alles befindet sich im Quartierverbundsystem und damit im näheren Umfeld zu Koloniegenossen. Es ist sehr wichtig, dass in einem Wald ein ausreichend hohes Quartierangebot für Fledermäuse besteht. Unterstützend kann man künstliche Fledermauskästen und –höhlen anbringen.

Typische baumbewohnende Fledermausarten : Bechsteinfledermaus, Nymphenfledermaus, Mopsfledermaus, Brandtfledermaus, Abendsegler, Kleinabendsegler, Fransenfledermaus, Wasserfledermaus, Braunes Langohr

Typische Quartierstrukturen an Bäumen: abgeplatze Rinde an Stamm und Ästen, Spechthöhlen, Fäulnishöhlen im Ast und Stamm, Zwiesel, Risse

An dieser toten Buche können zahlreiche spaltenbewohnende Fledermausarten, wie z.B. die Mopsfledermaus, hinter der abgeplatzten Rinde Quartier beziehen. | Foto: Bianka Schubert
Abendsegler-Kolonie im Fledermauskasten | Foto: Bianka Schubert

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