Jahresrückblick 2024

Gruppenfoto vom Fledermauscamp in der Sächsischen Schweiz 2024 | Foto: Bianka Porschien

Ein ereignisreiches und arbeitsintensives Jahr neigt sich dem Ende zu. Die zu bewältigenden Aufgaben wurden 2024 erstmalig in neuer Zusammensetzung des Landesfachausschuss Fledermauschutz (LFA) im NABU Sachsen (siehe Rückblick zur 14. Sächsischen Fledermaustagung) durchgeführt.

Schon ein erstes Highlight ereignete sich während der Winterquartierkontrollen zu Jahresbeginn. Im Osterzgebirge wurde zum dritten Mal eine beringte Große Bartfledermaus wieder gefunden, die im März 1985 mit einer Armklammer markiert wurde. Das Tier ist demnach mindestens 39 Jahre alt! In dem Quartier finden bereits seit 1970 Kontrollen und Fledermausmarkierungen statt; 2019 wurde dort die 100. Befahrung durchgeführt. Dieses Alter stellt nicht nur für Sachsen eine Seltenheit dar, sondern bedeutet auch einen neuen Rekord für Fledermäuse in Europa. Mehr zu dem Wiederfund kann man in der aktuellen Ausgabe der Fledermausfachzeitschrift Nyctalus nachlesen.

Mit der Großen Bartfledermaus ist die Nymphenfledermaus verwandt, als kleinste Vertreterin der Gattung Myotis. Allgemeinhin wurde die, erst seit 2001 bekannt gewordene Art, als Urwaldfledermaus bezeichnet. Doch wie verhält sich diese Art in Landschaften ohne größere zusammenhängende Waldgebiete, wie z.B. dem Mulde-Lößhügelland? Das Projekt Nymphenland widmete sich von 2021-2023 dieser Fragestellung. Die beeindruckenden Ergebnisse sind in der gleichnamigen Broschüre im Mai 2024 beim NABU Sachsen erschienen.

Unter den heimischen Fledermausarten können Brandtfledermäuse ein hohes Alter, von 20 Jahren und mehr, erreichen. Der Fund einer vor 39 Jahren markierten Brandtfledermaus im Osterzgebirge stellt einen neues Altersrekord unter europäischen Fledermäusen dar. | Foto: Anja Fritzsche
Im Spalt hinter dem Regenfallrohr eines Mehrfamilienwohnhauses verbirgt sich unscheinbar eine Wochenstube der Alpenfledermaus in Dresden. | Foto: Bianka Porschien

Weiteren Lesestoff findet man im Empfehlungspapier vom LFA Fledermausschutz zum Einsatz von Fledermauskästen an Bäumen, das im Mai erschienen ist. Damit wurde das Thema der Podiumsdiskussion zur 14. Fledermaustagung aufgegriffen und schriftlich festgehalten.

Nach einem warmen Osterfest war der Mai dieses Jahres überraschend kalt. Das setzte nicht nur den blühenden Obstgehölzen zu, sondern auch den heimischen Säugetieren. Üblicherweise setzt bei Fledermäusen im Juni die Geburt der Jungtiere ein. Häufig gibt es zu dieser Jahreszeit Anrufe zu Jungtieren, die unterhalb vom Quartier gefunden werden und wieder zur Mutter zurückgeführt werden müssen. In diesem Sommer waren die Meldungen zu aufgefundenen Jungtieren enorm hoch - das wurde aus allen Bundesländern berichtet. Allein an einem Zwergfledermaus-Wochenstubenquartier in Dresden sind binnen einer Woche 10 Jungtiere auf dem darunter befindlichen Balkon aufgetaucht, ohne erkennbaren Grund. Inmitten der zahlreichen Meldungen war auch ein Jungtier in Dresden dabei, das wegen seines kontrastreichen Fells auffiel. Noch am Fundort wurden durch Kotpellets der Hangplatz des Wochenstubenverbandes ausgemacht. Eine detektorgestützte Ausflugkontrolle bestätigte den augenscheinlichen Verdacht der Alpenfledermaus. Damit handelt es sich um die erste Wochenstube in Dresden und das zweite Reproduktionsquartier in Sachsen. Die Beobachtung ist ebenfalls im aktuellen Nyctalus nachlesbar.

Teilnehmerinnen und Teilnehmer des diesjährigen Fledermaus-Bestimmungsseminars an der Lochmühle Langenau. | Foto: Bianka Porschien
Trotz hoher Temperaturen während des diesjährigen Bestimmungsseminars wurde konzentriert gearbeitet. | Foto: Bianka Porschien

Wie in den Vorjahren fanden im Sommer wieder ein Fledermaus-Bestimmungsseminar, ein Fledermauscamp in der Sächsischen Schweiz und eine Weiße Flecken-Kartierung statt. 

Am 19.-21.07.2024 zum Bestimmungsseminar waren die Wetterbedingungen an beiden Abenden sehr gut. So war es möglich, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei den Netzfängen binnen kurzer Zeit insgesamt 13 Fledermausarten zu Gesicht bekamen. Unüblicherweise verliefen die Anmeldungen zum diesjährigen Bestimmungsseminar nur sehr zögerlich, so dass entschieden wurde, im Jahr 2025 mit dem Kurs zu pausieren. Im Elbsandsteingebirge begann das Fledermauscamp bereits am Donnerstag, den 08.08.2024 mit einem Fang am Prebischtor im Nationalpark Böhmische Schweiz. Das Felsentor wurde intensiv von zahlreichen Abendseglern und Zwergfledermäusen angeflogen. Bis 4.00 Uhr morgens gingen über 700 (!) Tiere ins Netz und sorgten beim zehnköpfigen Team für viel Arbeit. Hier gibt es einen kleinen Bericht zur Aktion. Die Netzfänge an den folgenden Abenden fanden entlang der Kirnitzschtals und des Großes Zschandbaches statt. Während an einigen Standorten hohe Indiviudenzahlen, insbesondere von Zwergfledermäusen, festgestellt werden konnten, waren die Netzfänge an anderen Erfassungspunkten weniger üppig. Auffallend war das Fehlen von Insekten an diesen Orten. Ähnliche Beobachtungen wurden auch in Weißwasser, zur diesjährigen Weiße-Flecken-Kartierung vom 30.08.-01.09.2024, festgestellt. Niederschlagsfreies, windarmes Wetter in einer gewässer- und waldreichen Region ließ auf den Nachweis der seltenen Teichfledermaus hoffen. Doch blieb diese Beobachtung aus, bei insgesamt mäßiger Fangquote.

Voller Körpereinsatz wurde im Rahmen der diesjährigen Weiße-Flecken-Kartierung beim Netzfang über der Neiße bei Skerbersdorf gezeigt. | Foto: Marta Lein
In der Tagebaulandschaft bei Hammerstadt wurden Fledermauskästen kontrolliert und dabei diese Gruppe von Mückenfledermäusen angetroffen. | Foto: Heiko Goldberg

Der Ausbau erneuerbarer Energien erfordert außerdem viel Aufmerksamkeit, sofern er naturverträglich vonstattengehen soll. Im Januar 2024 ist durch das SMEKUL der Leitfaden Fledermausschutz an Windenergieanlagen im Freistaat Sachsen erlassen worden. Fledermäuse bedürfen, wegen ihrer komplexen Lebensweise, jedoch einer enormen fachlichen Auseinandersetzung, die über die Inhalte des Leitfadens hinausgehen. Wie sich der LFA Fledermausschutz dazu positioniert, kann man im neuen NABU Report und hier nachlesen.

Neben der aktuell begonnenen Winterquartierkontrollen hat auch bereits die Veranstaltungsplanung für 2025 begonnen. Wir können uns auf ein Fledermauscamp in der Sächsischen Schweiz, einer weiteren Weißen-Flecken-Kartierung sowie auf die 15. Sächsische Fledermausfachtagung freuen. Sobald die Termine bekannt sind, werden sie hier veröffentlicht.

An dieser Stelle möchten wir uns wieder ganz herzlich bei allen Unterstützern unserer Tätigkeit bedanken: Sächsische Landesstiftung für Natur und Umwelt, Arbeitskreis Fledermäuse Sachsen-Anhalt e.V., Sächsischer Bergsteigerbund e.V., Grüne Schule grenzenlos e.V. und KieZ "Am Braunsteich". Wir bedanken uns außerdem bei allen Menschen, die sich für eine Fledermaus-Plakette beworben oder als Quartierpate registriert haben. Durch diese Anmeldungen erfahren wir von neuen unbekannten Fledermausquartieren. Bleibt alle schön gesund, habt eine besinnliche Weihnachtszeit und guten Rutsch ins neue Jahr.

„Der eine wartet, dass die Zeit sich wandelt, der andere packt sie an und handelt.“ (Dante Alighieri)


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