Rückblick 14. Sächsische Fledermaustagung

Fachtagung am 11.11.2023 in Freiberg

Am 11. November 2023 trafen sich rund 100 Fledermausfreundinnen und -freunde in der alten Mensa in Freiberg zur 14. Sächsischen Fledermaustagung.

Teilnehmer der 14. Sächsischen Fledermaustagung. | Foto: Reimund Francke

Immerhin fünf Jahre sind seit der letzten Tagung vergangen und der Zeitpunkt, um über Fledermausschutz zu fachsimpeln, konnte angesichts der hochdynamischen politischen Prozesse nicht besser sein. Insbesondere die waldbewohnenden Fledermausarten rückten in den Fokus der Veranstaltung, denn Waldwandel und der Ausbau erneuerbarer Energien stellen große Herausforderungen für die Populationen dar. Die Probleme und Chancen, die der Waldwandel mit sich bringt, wurden durch Dr. Homann vom Staatsbetrieb Sachsenforst vorgestellt. Neben Schäden durch Trockenjahre und Borkenkäfer wurden dem Publikum auch Ergebnisse bisheriger Bemühungen und ein Blick in anzustrebende Waldbilder gezeigt. Im zweiten Teil seines Vortrages wurde der Fledermausschutz im Wald thematisiert, von Prozessschutzflächen bis hin zu Kastengruppen und Quartierstrukturen an Hochsitzen. Ein Beispiel für ein gelungenes Waldnaturschutzprojekt stellte anschließend Marco Roßner mit dem „Wermsdorfer Wald“ vor. In den Untersuchungen konnten in den alten Waldbeständen sogar Wochenstubenkolonien von seltenen Bechstein- und Nymphenfledermäusen nachgewiesen werden.

Sarah Roßner und Dr. Ulrich Zöphel führten die Zuschauer mit Moderation und Fachbeiträgen durch das Programm. | Foto: Reimund Francke
Wie es dem Wald geht und welche Perspektiven uns erwarten, erläuterte Dr. Homann vom Staatsbetrieb Sachsenforst | Foto: Reimund Francke

Zur Stärkung des Publikums folgte eine kurze Pause mit leckeren Pfannkuchen als Faschingsüberraschung. Martin Biedermann und Christiane Kups berichteten nach der Pause von den Ergebnissen des bundesweiten Mopsfledermausprojektes, mit tieferen Einblicken in die Untersuchungen in Thüringen und Sachsen. Der zweite große Themenkomplex zum Thema Fledermauskästen wurde durch Torsten Blohms Vortrag über die Wirksamkeit von Fledermauskästen eröffnet. Er stelle dabei die Unterscheidung von geeigneten vs. ungeeigneten nicht natürliche gegen künstliche Quartieren heraus. Seine Empfehlungen zum gelungenen Einsatz von Fledermauskästen umfassten u.a. den Einsatz geeigneter Kästen, die Sicherstellung der Langlebigkeit, die effiziente Anbringung sowie den Erhalt von Quartierbäumen im Umfeld der Kastengruppen. Im Anschluss gaben Dr. Ulrich Zöphel, Bianka Porschien, Thomas Frank und Sarah Roßner Einblicke in vier regionale Kastenreviere und deren Zielarten. Die vielseitigen Erfahrungen zur Annahme derartiger Quartierstätten sowie naturschutzrechtliche und forstliche Rahmenbedingungen wurden anschließend in einer Podiumsrunde diskutiert. Neben der Wahl richtiger Kastentypen ist vor allem die Wartung und das Monitoring künstlicher Lebensstätten ausschlaggebend für deren Funktionalität. Nicht um uns das Gruseln zu lernen, sondern die Bedeutung von städtischen Friedhöfen als Fledermauslebensräume näher zu bringen, stellte Axel Frieden die Ergebnisse seiner Masterarbeit vor. Leo Grosche informierte dann die Teilnehmenden über die vielfältigen Gesetzesänderungen, die geänderte Planungspraxis durch die Beschleunigung des Ausbaus der erneuerbaren Energien und die Konsequenzen für den Fledermausschutz. Viele Schutzmaßnahmen werden in Zukunft auf der Grundlage vorhandener Daten festgelegt werden. Ergänzend stellte Ulrich Zöphel die Thematik des Windenergieausbaus und der nationalen Artenhilfsprogramme vor. Abschließend wurde noch einmal darauf hingewiesen, wie wichtig das Melden von Zähldaten und Fledermausbeobachtungen an die Zentrale Artdatenbank (ZenA) Sachsen durch entsprechende Eingabeformulare oder über MultiBase ist, denn für die Genehmigungsbehörden wird eine gute Datenlage mehr denn je benötigt. 

Innerhalb einer Podiumsdiskussion wurde über das Pro und Contra von Fledermauskästen an Bäumen gefachsimpelt. | Foto: Reimund Francke
Die Tagung bot außerdem Anlass den LFA Fledermausschutz Sachsen vorzustellen. In diesem Rahmen kündigte Dr. Ulrich Zöphel an, seine Funktion als Vorstand niederzulegen und den Staffelstab an Marco Roßner abzugeben. | Foto: Reimund Francke

Unser herzlicher Dank für die gelungene Tagung gilt natürlich allen Referierenden, dem gesamten Publikum sowie den Mitveranstaltern NABU Landesverband Sachsen e.V., dem LfULG und der sächsischen Landesstiftung Natur und Umwelt. Abschließend auch Dank an die TU Bergakademie Freiberg für die Bereitstellung der Räumlichkeiten und technische Unterstützung.


Die einzelnen Vorträge bzw. deren Kurzfassungen werden demnächst nachfolgend zum Download zur Verfügung gestellt:


Naturschutz/Fledermausschutz bei Sachsenforst - Herausforderungen und Chancen des Waldwandels
Autor/Herausgeber: Dr. Michael Homann | Staatsbetrieb Sachsenforst

Rahmenbedingungen für die Wirksamkeit von Fledermauskästen
Autor/Herausgeber: Dr. Torsten Blohm | Prenzlau

Reise durch die Fledermaus-Kastenreviere in Sachsen inkl. Podiumsrunde
Autor/Herausgeber: Bianka Porschien, Dr. Ulrich Zöphel | NABU Sachsen, Sarah Roßner | hochfrequent – Meisel & Roßner GbR, Thomas Frank | ChiroPlan - Büro für Fledermauskunde

Geänderte Planungspraxis für den Ausbau Erneuerbarer Energien und Konsequenzen für den Fledermausschutz
Autor/Herausgeber: Leo Grosche | Echoraum - Fledermaus QM

Friedhöfe als Fledermauslebensraum
Autor/Herausgeber: Axel Frieden | HTW Dresden


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